Florentiner Malerschule

Florentiner Malerschule
Florentiner Malerschule,
 
Malerschule von Florẹnz, die von Florenz ausgehende Stilbildung in der Malerei von der Frührenaissance bis zum Barock. Die im frühen 14. Jahrhundert mit Giotto einsetzende Loslösung von der bis dahin vorherrschenden byzantinisch geprägten Maltradition (»Maniera Greca«) vollzog sich gleichzeitig mit dem erwachenden Bewusstsein politischer und kultureller Eigenständigkeit eines republikanisch gesonnenen Bürgertums. Der hier erstmals im Abendland entwickelte Sinn für eine dramatische Bilderzählung mihilfe lebendig geschilderter Figurenszenen in einem vom neutralen Goldgrund befreiten, bühnenmäßig konstruierten Handlungsraum wurde von zahlreichen Schülern, darunter T. und A. Gaddi, A. Orcagna und Spinello Aretino, aufgegriffen und in ganz Italien verbreitet. Die entscheidende Weiterentwicklung vollzog Masaccio zu Beginn des 15. Jahrhunderts. Mithilfe einer linearperspektiv. Raumdarstellung und einheitlicher Lichtführung gelangte er zu einer plastischen Erfassung des Raums und wurde so zum Begründer der Renaissancemalerei. Sein auf einen Augenpunkt konstruiertes Dreifaltigkeitsfresko in Santa Maria Novella in Florenz (um 1426-28) leitete diese Entwicklung ein. Dem Streben nach gegliederter Ordnung der Gestalten in perspektivisch überschaubaren Zusammenhängen sind im Weiteren v. a. P. Uccello und Andrea del Castagno gefolgt. In Florenz gelangten diese Bemühungen während der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu vollkommener Ausbildung u. a. durch A. del Verrocchio, S. Botticelli und D. Ghirlandaio. Leonardo da Vinci, Michelangelo und Raffael, die drei Hauptmeister der italienischen Renaissance, von denen nur die beiden ersten Toskaner waren, haben während ihrer jeweiligen Aufenthalte in der Stadt entscheidende Anregungen erhalten. Mit J. da Pontormo und Rosso Fiorentino setzte in Florenz in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Hinwendung zum Manierismus ein, der in der zunehmend akademisch erstarrenden Darstellungsweise von Bronzino, A. Allori und G. Vasari gipfelte. Im Barock bemühte man sich, angeregt durch das Interesse für die Kunst Caravaggios und seiner Nachfolger, um die intime Schilderung einer naturalistisch erfassten Wirklichkeit. Zu den namhaftesten Vertretern dieser späten Epoche gehörten il Cigoli, Giovanni da San Giovanni, C. Dolci und F. Furini.
 
 
F. Antal: Florentine painting and its social background (London 1948, Nachdr. Cambridge 1986);
 F. Borsi: Firenze del Cinquecento (Rom 1974);
 R. Fremantle: Florentine Gothic painters from Giotto to Masaccio (London 1975);
 C. Thiem: Florentiner Zeichner des Frühbarock (1977);
 A. Chastel: Art et humanisme à Florence au temps de Laurent le Magnifique (Paris 31982);
 
Miniatura fiorentina del Rinascimento. 1440-1525. Un primo censimento, hg. v. A. Garzelli, 2 Bde. (Florenz 1985).

Universal-Lexikon. 2012.

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